Das Badhaus in Sommerhausen

Vergangenen Monat erhielt ich eine Anfrage aus dem Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim. Dort öffnet im Juni 2022 das spätmittelalterliche wiederaufgebaute Badhaus aus Wendelstein bei Nürnberg. In diesem Zusammenhang wird auch eine umfangreiche Publikation über Bader und Badhäuser in Franken erscheinen, in der auch Sommerhausen in einem Steckbrief erwähnt werden wird. Das wissenschaftliche Mitarbeiterteam bat mich deshalb um geeignetes Bildmaterial oder schriftliche Erwähnungen zu dem Badhaus bzw. Badern in Sommerhausen. Die Recherche zu Fundstellen in den digital erfassten Findbüchern ergab mehrere Hinweise. So beherbergt das Magazin des Marktarchivs eine Planskizze aus dem Jahr 1761 zu dem Badbrunnen, neben dem Badhaus gelegen sowie schriftliche Zeugnisse zu den hier ansässigen Badern. Bei allen Beteiligten war die Freude groß über diesen Fund. Allerdings ließ uns die Skizze rätseln über den genauen Standort des Badhauses, auch im Vergleich mit den vorhandenen Quellen.

Badgasse mit Badbrunnen und Badhaus, Planskizze aus dem Jahr 1761; Foto: Irene Meeh

Nach der Planskizze befand sich der Badbrunnen innerhalb der Stadtmauern in der Badgasse und in der Nähe des Unteren Tores. Unmittelbar rechts daneben wurde mit Bleistift der viereckige Grundriss des Badhauses (?) eingezeichnet. Als weitere Quelle erwies sich der großformatige Steuerkataster-Band aus dem Jahr 1799, in dem die Häuser und Gebäude in Sommerhausen einschließlich Besitzerwechsel beschrieben sind. Sommerhausen war in vier Ortsviertel aufgeteilt und sogenannte Viertelmeister erhoben von den Hausbesitzern den Steuerzins. Auf Seite 71 steht nun unter Drittes Viertel, Hausnummer 130, Plannummer 195 (Badgasse 12) geschrieben: „Ein Haus, Hofraith und Garten samt dem Bad und der berechtigten Badstuben, zwischen N. 129 (Badgasse 16) und N. 131 (Badgasse 8).“ Eigentümerin des Anwesens war die Witwe des Baders und Chirurgs Johann Balthasar Horlacher (1732-1793), der in zweiter Ehe mit Maria Immel verheiratet war, die 1823 verstarb. Anschließend ging das Besitztum an Valentin Steinmann über wie unterhalb vermerkt ist.


Steuerkataster 1799
Foto: Irene Meeh


Seite 71, Hausnummer 130
Foto: Irene Meeh

Laut den Ausführungen in der Chronik Sommerhausen in Wort und Bild von Friedrich Gutmann/Georg Furkel wurde das Badhaus 1602 von der Gemeinde erbaut und 1619 an den Bader Martin Adami (1588-1629) aus Schweinfurt verkauft. Gutmann/Furkel berufen sich bei dem Standort auf die erwähnte Planskizze. Das Bad wurde ferner „bald aufgelassen“, während der „Badbrunnen 1732 noch bestand.“ Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurden viele Badstuben durch Verordnung der Landesherren oder Städte geschlossen. Der Bader nahm später die Badberechtigung mit und konnte auch in anderen Räumlichkeiten praktizieren. Als sicher kann wohl gelten, dass sich das Badhaus in der Badgasse befand. Weitere Forschungen müssen angestellt werden, um den genauen Standort zu bestimmen.

Das Ortsfamilienbuch Sommerhausen von Anita und Gernot Bezzel erwähnt einige Familien, die in Sommerhausen über mehrere Generationen und Jahrhunderte als Bader und/oder Chirurgen tätig waren. Dazu zählen Martin Adami 1588-1629) und Sohn Hans Heinrich Adami (1615-1681) sowie u.a. Johann Christoph Betschler (1746-1807), sein Sohn Johann Gottfried Betschler (1777-1861), wiederum dessen Sohn Georg Wilhelm Betschler (1784-1823) sowie Sohn Johann Georg Betschler (1818-1896) und sein Sohn Ludwig Betschler (*1848).

Ein weiterer Akt aus dem Jahr 1806, die Besoldungsverhältnisse der Chirurgen betreffend, nennt neben der Familie Betschler auch den Bader Georg Friedrich Horlacher (* 1770), seines Zeichen Stiefneffe des oben aufgeführten Balthasar Horlachers und Vater des Stifters Johann Ferdinand Horlacher, über welchen bereits im Mitteilungsblatt im Rahmen der Stiftungen und wohltätige Menschen berichtet wurde.

„1.Chirurgus Johann Christoph Betschler, 60 Jahre alt, 30 Jahre lang praktiziert...“

Acta, Chirurgen und Hebammen 1806. Foto: Irene Meeh

Gerne stehe ich für Rückfragen zur Geschichte Sommerhausens zur Verfügung.
Irene Meeh,
M.A.

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