Ausstellung „Sommerhäuser“ mit Fotografien von
Sabine Stahl im Bürgersaal des Rathauses

 

Sommerhäuser Zeitdokumente aus dem Nachlass von Prof. Dr. Sabine Stahl

 

Bereits 1993 wurden die Fotografien von Sabine Stahl im Rahmen der Kunsttage unter dem Titel „Sommerhäuser Impressionen“ im Rathaus ausgestellt.

Die Ausstellung zeigt einen Querschnitt durch die damalige Bevölkerung Sommerhausens. Mit verschiedenen Anmerkungen, mit Gedichten, Zitaten oder Lebensläufen haben die Dargestellten ihre Fotografien ergänzt. Dies verleiht den Bildern eine persönliche Note und besondere Aussagekraft.

 

Karl Kopperger, Schäfer (1937-2001)
Lebensgefährte von Irmingard Freiin von Freyberg (1907-1985)
Foto: Sabine Stahl 1992

 

Sabine Stahl lebte 1991-1998 in der Casparigasse 12 und lernte die Porträtierten laut ihrem Bruder Uwe Stahl zum Teil gut kennen. Sie habe sich in Sommerhausen sehr wohl gefühlt und sei gut angekommen und aufgenommen worden.

Im Jahr 2018 kam Sabine Stahl leider bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben. Ihr Bruder Uwe Stahl fand in ihrem Nachlass die gerahmten Bilder der damaligen Ausstellung und vermachte die Zeitdokumente 2020 dem Markt Sommerhausen. Nach Ausstellungsende werden die Fotografien archiviert.

Altbürgermeister Fritz Steinmann, der den Nachlass in seiner Amtszeit noch entgegennahm, ergriff in Absprache mit 1. Bürgermeister Wilfried Saak die Initiative, die Sommerhäuser Persönlichkeiten aus dem Jahr 1992 nach über einem Vierteljahrhundert wieder der Öffentlichkeit im Rathaus zugänglich zu machen.


Für die Ausstellungsgestaltung verantwortlich sind:
Biographie und Text: Irene Meeh M.A.
Fritz Steinmann, Karl Zesewitz und Siegbert Fuchs

 

Biographie Prof. Dr. Sabine Stahl

    * 30. Januar 1968  ⴕ 21. Juli 2018
Ein bewegter Lebenslauf und beeindruckender beruflicher Werdegang
Fotografin-Reitlehrerin-Diplom Sozialpädagogin-Promotion-Professorin-Autorin-Gründerin des Vereins ZiBB

 

Foto: Bethel Fath

 

Sabine Stahl wird am 30. Januar 1968 in Werneck geboren und erlebt ihre Kindheit und Jugend in Ettleben, einem Stadtteil von Werneck.

Nach dem Besuch der Grundschule in Werneck geht sie auf das Walter-Rathenau-Gymnasium in Schweinfurt. Bevor die Abitu-rientin eine Ausbildung zur Fotografin in dem Fotostudio Hahn in Veitshöchheim beginnt, absolviert sie zunächst ein Praktikum in der Agentur Rieger Team in Stuttgart. Am 30. Juni 1991 bezieht sie mit ihrem damaligen Lebenspartner, dem Schreiner Bernd Lust das Fachwerkhaus in der Casparigasse 12 in Sommerhausen. Auf Grund ihres kommuni-kativen Wesens kommt sie sehr schnell mit den Nachbarn in Kontakt und fühlt sich sehr gut aufgenommen in der Ortsgemeinschaft. Ihr Interesse an den Menschen, ein Charak-terzug, der sich durch ihr ganzes Leben zieht, gibt den Anstoß, die verschiedenen Persönlichkeiten

in Sommerhausen zu fotografieren. Die Dargestellten ergänzen ihre Fotos zusätzlich mit persönlichen Anmerkungen, mit Anekdoten, Zitaten, Gedichten oder Lebensläufen. Dies verleiht den Bildern eine individuelle und besondere Ausdruckskraft. Der Veranstalter der Sommerhäuser Impressionen, Klaus- Jochen Ueltzen veranlasst sie, die Fotografien im Rahmen der Kunsttage im Jahr 1993 (8.10.-10.10.) im Rathaus auszustellen. Bei der Eröffnung hält der an der Berufsschule in Würzburg tätige Kitzinger Fotograf Frank Freihofer die Laudatio auf die Künstlerin, die mit ihren Fotos zeitgenössische Dokumente schuf. Das Porträt des Schäfers Karl Kopperger bildete im Rahmen ihrer Fotografenlehre das Gesellenstück.

Von 1992 bis 1996 arbeitet Sabine Stahl als Fotografin in der Würzburger Universitätsklinik in dem dortigen Fotostudio mit Labor und fertigt in diesem Zusammenhang unter anderem auch Fotografien bei Operationen an. Während dieser Zeit widmet sie sich in ihrer Freizeit den Pferden und lässt sich zur Reitlehrerin ausbilden. In der jungen Frau reift der Entschluss zu studieren. Im Herbst 1996 beginnt sie das Studium „Soziale Arbeit“ an der Fachhochschule in Würzburg. Sabine Stahl verlässt am 21. März 1998 Sommerhausen und zieht nach Uengershausen, um noch mehr Zeit mit Pferden verbringen zu können. Auf einem Bauernhof in der Nähe besitzt sie zeitweise drei Pferde, die sie versorgt. Weitere Reiterfortbildungen bringen sie mit dem heilpädagogischen Reiten in Kontakt und begeistern die Studentin für diese Methodik. Ihre Diplomarbeit hat aus diesen Gründen zum Thema „Das Pferd als Schule der Persönlichkeit“. Im Jahr 2000 schließt sie die Diplomprüfung bravourös mit der Note 1 ab. Anschließend arbeitet die Diplom Sozialpädagogin in der Leitung des sozialpsychiatrischen Diensts beim Roten Kreuz in Würzburg, ehe sie 2003 im Jakob-Riedinger-Haus in Würzburg tätig wird. In dieser Einrichtung, in der Menschen mit schwersten Behinderungen gepflegt werden, übernimmt Sabine Stahl die Führung der sozialen Betreuung. Ab 2009 erhält die fachlich versierte Akademikerin verschiedene Lehraufträge an der Fakultät der Sozialwissenschaften der Fachhochschule Würzburg/Schweinfurt und an der Universität Bremen im Studiengang „Inclusive Pädagogik“. Auf Empfehlung der Dozenten an der Fachhochschule beginnt die kompetente Sozialpädagogin daraufhin ihre Promotion an der Universität Leipzig, wo sie sich trotz Widerstände im universitären Umfeld behauptet. Ihre Tätigkeit im Jakob-Riedinger-Haus behält sie weiterhin neben ihrer Doktorandenstelle. Mit Hilfe eines Stipendiums der Frauenbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung und einer Stundenreduktion an ihrer Arbeitsstätte in Würzburg schließt Frau Stahl 2012 ihre Promotion ab. In ihrer Doktorarbeit mit dem Thema „Beratung für Erwachsene mit sogenannter geistiger Behinderung“ entwickelt die Wissenschaftlerin das „So und So-Beratungskonzept“ und die „So und So-Bildkarten“, mit deren Einsatz gelungene Kommunikation und Interaktion mit Menschen mit Lernschwierigkeiten erleichtert werden können. Mit Hilfe der SchauspielerInnen des Theaters „Augenblick“ in Würzburg werden zehn typische Persönlichkeitseigenschaften dargestellt und für die Karten fotografiert. Diese Methode, mit den Bildkarten ein „inneres Team“ sprechen zu lassen und so unterschiedliche Aspekte einer Fragestellung wiederzugeben, wird von Ratsuchenden oft als hilfreich empfunden. Unter dem Thema So und So Beratung“ für Erwachsene mit sogenannter geistiger Behinderung erscheint  2015 zu ihrer Doktorarbeit ein Buch im Lebenshilfe Verlag.

Nach ihrer Promotion ist Sabine Stahl freiberuflich und im Lehrberuf tätig. Die angesehene promovierte Sozialpädogin erhält 2013 einen Ruf als Professorin an die Internationale Berufsakademie in Heidelberg und kurze Zeit später die Studienortleitung in Darmstadt. Ihr Lebensmittelpunkt bleibt jedoch immer Würzburg, von wo sie zu den Fachtagungen und Fortbildungen pendelt. Ihr Ziel ist, Einrichtungen bei ihrer Tätigkeit mit Menschen mit Behinderung zu begleiten und mit ihrer Fachkompetenz zu helfen, wenn Prozesse bisweilen festgefahren sind. In diesem Zusammenhang gründet die engagierte Professorin den Verein ZiBB „Zentrum für inklusive Bildung und Beratung“, der Menschen mit und ohne Behinderung berät und unterstützt. Im Herbst des Jahres 2018 möchte Sabine Stahl an dem Lehrstuhl für Soziale Arbeit und Pädagogik an der Universität Würzburg tätig werden.

Im Juli 2018 kommt Sabine Stahl mit ihrem Lebenspartner Gerald Bös bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben. Auf der Autobahn A 81 Richtung Heilbronn leisten die Beiden an einer Unfallstelle Erste Hilfe und finden dabei selbst den Tod.

Irene Meeh M.A.

 

Quellen:

Briefwechsel Uwe Stahl (Bruder von Sabine Stahl) / Markt Sommerhausen 2019/20.

Gespräch mit Bethel Fath, sehr gute Freundin von Sabine Stahl am 18.1.2022.

Gespräch mit Uwe Stahl  am 19.1.2022.

ZiBB-Team - Zentrum für inklusive Bildung und Beratung (zibb-beratung.de)

Ein herzlicher Dank geht an dieser Stelle an die Fotografin Bethel Fath und Sabine Stahls Bruder Uwe Stahl für Ihre Auskünfte und Durchsicht der Biographie.

 

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